Montag, 14. Februar 2011
Das Lied zum Montag: «Faryaad»
Arash Sasan & Friends in der Blackbox
War es Zufall, dass Arash Sasan sein Konzert genau zwischen die offiziellen Feierlichkeiten zum Jahrestag der iranischen Revolution und den ungenehmigten Demonstrationen am heutigen Montag gelegt hat? Der in München lebende Gitarrist und Sänger zeigt mit seinem Lied «Faryaad» ("Schrei"), dass er auf Seiten der 'Grünen Bewegung' steht. Das weist ihn jedoch längst nicht als politischen Musiker aus, sondern macht nur deutlich, dass jede Meinungsäußerung politisch ist, wenn sie ein totalitäres Regime betrifft.


Arash Sasan

Natürlich kommt Arash Sasan nicht umhin, «Faryaad» zu spielen. Er freue sich, dass die Ägypter ihren Zug nach Hause gebracht hätten, leitet er das Stück mit bewegter Stimme ein, «und ich hoffe, dass er in Iran auch bald ans Ziel kommt».


Benedikt Jahnel

Doch auch wenn er Position bezieht: Arash Sasan auf die Rolle des politischen Liedermachers zu reduzieren, wäre falsch. Er interpretiert neben eigenen Liedern Texte der iranischen Hauspoeten Hafez und Saadi genauso wie Volkslieder. Dass auch diese wie ein politisches Statement wirken, liegt an den äußeren Umständen. Eines der ergreifendsten Lieder des Abends, ein Volkslied aus dem Kaukasus, ist das Lied eines jungen Mannes, der um seine Liebste trauert - die nur durch Selbstmord der Zwangsverheiratung entgehen konnte. Ein anderes, elektrisierend frivol umgesetztes Lied dreht sich um ein Liebespaar, das - begünstigt durch eine frostig-kalte Nacht - zusammenfindet.
Undenkbar, solche Lieder in Sasans Heimat außerhalb von illegalen Untergrund-Aufführungen zu hören. Und trotzdem: Hier spricht in erster Linie die Musik, der Rest ergibt sich mitunter bloß durch die Verhältnisse. Der Flamenco-Liebhaber Arash Sasan verbindet orientalische Melodien mit westlichen Harmonien, begleitet seine Lieder mit klassischen Arpeggien genauso wie mit rhythmischen Einwürfen. Arash Sasans Stimme ist fest und voll, aber gleichzeitig überaus gefühlsbetont und oft mit dem passend melancholischen Ton.


Guido May

Auch seine Freunde sind eine Klasse für sich. Besonders der umtriebige, mehrfach ausgezeichnete Jazzpianist Benedikt Jahnel und Guido May am Schlagzeug (der neben anderen auch Diana Krall, Pee Wee Ellis oder Till Brönner unterstützte) begeistern mit Raffinesse und Spielwitz.
Arash Sasan und seine Freunde haben mit ihren raffiniert gefühlvollen Interpretationen ihre eigene musikalische Welt erschaffen und die nüchtern-neutrale Blackbox in einen poetischen Raum verwandelt.


Peter Cudek

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