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Donnerstag, 19. März 2009
Mark van Huisseling - Wie man berühmte Menschen trifft: 53 Gespräche mit Prominenten
thenoise, 11:15h
Vermutlich würde Mark van Huisseling am liebsten nur über sich schreiben. Weil das aber niemand lesen würde, schreibt er über so genannte VIP-Anlässe und über andere Menschen. Selbst in seinen Interviews mit bemerkenswerten Zeitgenossen erfährt man über den Interviewer fast genauso viel wie über die Befragten. Mark van Huisseling ist – neudeutsch gesprochen – People-Journalist, also für Klatsch und Tratsch zuständig. Daher ist es eigentlich egal, mit wem er sich trifft und ob es um ein neues Parfüm geht oder um ein neues Buch. Denn darüber wird ohnehin nicht gesprochen.
Die Mischung macht’s. Ob der Mensch, mit dem er sich trifft, nur prominent ist wie zum Beispiel Verena Pooth oder die ehemalige Pornodarstellerin Dolly Buster, oder ob sein Gesprächspartner wirklich Substanzielles zu sagen hätte, wie der Regisseur Christoph Schlingensief oder der Musiker Schorsch Kamerun: MvH, wie sich der Autor gerne nennt, unterläuft die Werbebemühungen seiner Gesprächspartner wie auch die gängige Interview-Form. Er verzichtet auf das übliche Frage-Antwort-Schema, sondern montiert die Aussagen in einen Text. Dieser ist jedoch kein Porträt seines Gegenübers, sondern eine Mischung aus reportageartigen Hinweisen auf die Situation, Zitate aus anderen Medien, mit denen er seine Gesprächspartner charakterisiert, eigenen Kommentaren und Assoziationen. Nicht zuletzt bringt er natürlich die Antworten seiner Interviewpartner, und mitunter verweist er sogar auf Gespräche mit anderen, zum Beispiel in der Niederschrift seines Gesprächs mit dem deutschen Maler Martin Eder.
Der Rockkritker Alan Bangs hat es mit seinen Texten tatsächlich auf die Bühne geschafft. Als er der J. Geils Band im Interview mit der ihm eigenen Unbescheidenheit unter die Nase rieb, der einzige Unterschied zwischen ihnen sei eigentlich der, dass man die Musiker bei der Ausübung ihrer künstlerischen Tätigkeit sehen könne, luden sie ihn prompt auf die Bühne ein, wo seine Schreibmaschine mit einem Mikro abgenommen wurde und er dann im Takt der Musik in die Tasten haute.
Vergleichbar unbescheiden ist auch van Huisseling, der es aber nur in die Jury eines Fernseh-Talentwettbewerbs gebracht hat. Zu seiner Ehrenrettung sei erwähnt, dass er dort gefeuert wurde, weil er als zu bösartig galt.
Auch wenn es der Werbetext abstreitet: Mark van Huisseling gefällt es, andere vorzuführen und als dumm darzustellen. Das macht durchaus Spaß, wenn man die eigenen Vorurteile pflegen möchte und bei Personen, mit denen man nie ein Interview lesen würde – mit dem Boxer René Weller, den Sängern Heino und Roberto Blanco, dem Kleidermacher Wolfgang Joop oder dem Fotomodell Gitta Saxx. Auch wenn er mit Harald Schmidt spricht, mit Schorsch Kamerun, Wim Wenders oder Marianne Faithfull ist das durchaus amüsant. Allerdings zeichnet er überwiegend Oberflächliches auf. Mark van Huisseling ist weit weg von er Qualität eines André Müller, der mit seinen ausführlichen Interviews das Wesen seiner Gesprächspartner facettenreich nahebringt. Diesen Anspruch kann van Huisseling nicht erfüllen. Seine Interviews müssen nicht mehr als einen oberflächlichen Reiz ausüben. Ihrer Aufgabe, die Trivialbedürfnisse der Leser einer gehobenen Wochenzeitung zu erfüllen, kommen sie aber vorzüglich nach. Und wenn man in den zwei Minuten, die man warten muss bis das Omelett fertig ist, belanglose Zerstreuung sucht, sind die Häppchen ideal. Man sollte nur wegen der Fettspritzer aufpassen. Denn das relativ großformatige Buch ist schön gemacht und hat überwiegend vorzügliche Porträts.
Die Mischung macht’s. Ob der Mensch, mit dem er sich trifft, nur prominent ist wie zum Beispiel Verena Pooth oder die ehemalige Pornodarstellerin Dolly Buster, oder ob sein Gesprächspartner wirklich Substanzielles zu sagen hätte, wie der Regisseur Christoph Schlingensief oder der Musiker Schorsch Kamerun: MvH, wie sich der Autor gerne nennt, unterläuft die Werbebemühungen seiner Gesprächspartner wie auch die gängige Interview-Form. Er verzichtet auf das übliche Frage-Antwort-Schema, sondern montiert die Aussagen in einen Text. Dieser ist jedoch kein Porträt seines Gegenübers, sondern eine Mischung aus reportageartigen Hinweisen auf die Situation, Zitate aus anderen Medien, mit denen er seine Gesprächspartner charakterisiert, eigenen Kommentaren und Assoziationen. Nicht zuletzt bringt er natürlich die Antworten seiner Interviewpartner, und mitunter verweist er sogar auf Gespräche mit anderen, zum Beispiel in der Niederschrift seines Gesprächs mit dem deutschen Maler Martin Eder.
Der Rockkritker Alan Bangs hat es mit seinen Texten tatsächlich auf die Bühne geschafft. Als er der J. Geils Band im Interview mit der ihm eigenen Unbescheidenheit unter die Nase rieb, der einzige Unterschied zwischen ihnen sei eigentlich der, dass man die Musiker bei der Ausübung ihrer künstlerischen Tätigkeit sehen könne, luden sie ihn prompt auf die Bühne ein, wo seine Schreibmaschine mit einem Mikro abgenommen wurde und er dann im Takt der Musik in die Tasten haute.
Vergleichbar unbescheiden ist auch van Huisseling, der es aber nur in die Jury eines Fernseh-Talentwettbewerbs gebracht hat. Zu seiner Ehrenrettung sei erwähnt, dass er dort gefeuert wurde, weil er als zu bösartig galt.
Auch wenn es der Werbetext abstreitet: Mark van Huisseling gefällt es, andere vorzuführen und als dumm darzustellen. Das macht durchaus Spaß, wenn man die eigenen Vorurteile pflegen möchte und bei Personen, mit denen man nie ein Interview lesen würde – mit dem Boxer René Weller, den Sängern Heino und Roberto Blanco, dem Kleidermacher Wolfgang Joop oder dem Fotomodell Gitta Saxx. Auch wenn er mit Harald Schmidt spricht, mit Schorsch Kamerun, Wim Wenders oder Marianne Faithfull ist das durchaus amüsant. Allerdings zeichnet er überwiegend Oberflächliches auf. Mark van Huisseling ist weit weg von er Qualität eines André Müller, der mit seinen ausführlichen Interviews das Wesen seiner Gesprächspartner facettenreich nahebringt. Diesen Anspruch kann van Huisseling nicht erfüllen. Seine Interviews müssen nicht mehr als einen oberflächlichen Reiz ausüben. Ihrer Aufgabe, die Trivialbedürfnisse der Leser einer gehobenen Wochenzeitung zu erfüllen, kommen sie aber vorzüglich nach. Und wenn man in den zwei Minuten, die man warten muss bis das Omelett fertig ist, belanglose Zerstreuung sucht, sind die Häppchen ideal. Man sollte nur wegen der Fettspritzer aufpassen. Denn das relativ großformatige Buch ist schön gemacht und hat überwiegend vorzügliche Porträts.
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