Donnerstag, 30. August 2007
Die Kleinen subventionieren die Großen
Bücher kann man nicht so leicht kopieren wie digitalisierte Musik. Trotzdem geht es der Buchindustrie nicht gut. Das hat auch die Buchpreisbindung nicht verhindert. Ihre Aufhebung ist, wie die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) feststellt, kein Segen.

Aber sie sorgt für lustige Verhältnisse: Normalerweise stützen die Einnahmen der Bestseller den Teil des Buchprogramms, der es nicht in die Gewinnzone schafft. Doch jetzt überbieten sich die Buchhändler mit Dumpingpreisen, für die sie von den Verlagen noch höhere Rabatte verlangen. Die Folge: Mit Bestsellern ist kein Geschäft mehr zu machen. Die Nischenbücher - für die jeder Bücherfreund und jede Bücherfreundin gerne bereit ist, Geld auszugeben - finanzieren den Massenramsch.

Als Verlierer macht die sicher nicht als marktfeindlich verdächtige NZZ auf allen Ebenen aus. Verlage, Buchhändler und Endverbraucher. Denn diese erwartet, so die Schlussfolgerung der NZZ, ein tendenziell eher ansteigends Preisniveau. Gewinner gibt es keine, denn unterm Strich bleibt für alle weniger übrig. Schöne neue Freiheit.

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Donnerstag, 19. April 2007
die laerche
gerne waer ich eine laerche
mueßte nicht trinken
nix rauchen
nicht mich brauchen
zu bewegen
nur bewegen lassen

gerne waer ich eine laerche
im schnee
ohne gewand
& saeh uebers land
im fruehjahr
laerchengruen

nur bewegen lassen
von boden regen hagel
(eller)
wind

gerne auch aelter
wuerd ich werrn
denn sie

norbert c. kaser (19.4.1947 bis 21.8.1978)

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Dienstag, 6. Februar 2007
Lügengeschichte
Eine hübsche These: Der Kapitalismus konnte sich nur deswegen gegen den Kommunismus durchsetzen, weil er Popkultur zulässt. Ob Popkultur gegen alle Ideologien funktioniert oder sich am Ende doch selbst frisst, wird die Zukunft zeigen.
Heute zeigt die alte Tante NZZ, dass sie ein Herz für die Jugend hat und lobt beinahe überschwenglich Stefan Maelcks tatsächlich vergnügliche Satire Pop essen Mauer auf als eine Lügengeschichte im besten Sinne des Wortes, die amüsant (ist), ohne sich doch im Amüsement zu erschöpfen und durch Witz und trockenen Humor frappiert.
Damit gehört die alte Tante NZZ zwar längst nicht zu den ersten, die das amüsante Buch entdeckt haben, glänzt aber durch die so gründliche wie eloquent vermittelte Analyse.

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Sonntag, 17. Dezember 2006
Gammelbuch
Auf einen "Skandal" weist Hubert Spiegel in der FAZ hin: Es gibt Bücher, die sich nicht verkaufen - und es liegt nicht an mangelnder Qualität. "Aufgedeckt" hat diesen Skandal der Diogenes-Verleger Daniel Keel: „Alle reden von Bestsellern, reden wir einmal von Worstsellern. Bücher, die sich schlecht verkaufen und es doch verdienen, gelesen zu werden.“, wird er zitiert. Auf der Worstseller-Liste des Diogenes-Verlags finden sich Bücher renommierter Autoren. Die Meistererzählungen des Iren Frank O'Connor (drei verkaufte Exemplare im Jahr 2005), George Orwell (8 Exemplare), William Faulkner (15).
Das Phänomen ist keineswegs neu. Von Stendhals Roman Über die Liebe wurden in den ersten elf Jahren nur siebzehn Exemplare verkauft, wie Jürgen Neckam in seinem bereits Anfang 2006 erschienenen Buch Das merkwürdige Leben der Literaten schreibt.
Leider nennt die FAZ nicht, um welche Titel es sich handelt. Denn dass nicht jedes Buch eines Autors verdient, ein Best- und/oder Longseller zu werden, sollte auch einem Verleger einleuchten. Und dass viel mehr Bücher die Lager verstopfen als durch hohe Umschlaggeschwindigkeit zu glänzen, weiß man spätestens nach einem halben Jahr im Buchhandel oder bei einem Verlag.

Gewiss, die Pflege der Backlist kostet. Doch wie viel härter muss sie wirklich literarische Verlage treffen, wenn schon der Diogenes Verlag darüber jammert, dessen Bücher zum größten Teil der in der Regel gut verkäuflichen Rubrik "Gehobene Unterhaltung" zuzuordnen sind.
Vielleicht zeigt uns das, daß das Problem größer ist als bislang kolportiert: Es ist keines der literarischen Verlage, sondern trifft alle. Selbst wer Schundromane verlegt, füttert mit den Ladenhütern die Krabbeltische des Modernen Antiquariats. Nur konzentrieren sich offensichtlich - und das ist jetzt durchaus ein bisschen polemisch - letztere aufs Geschäft, und die anderen aufs Jammern und das Klammern an die Buchpreisbindung. Klar, bleiben die auf den Büchern sitzen.

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