Montag, 14. April 2008
Ende der Narrenfreiheit
Steven Spielberg konnte nur gewinnen, als er seinen Posten als künstlerischer Berater der Olympischen Spiele hinschmiss. Auch Ai Wei Wei konnte sich noch leicht von seinem Engagement für das Olympiastadion distanzieren, als er seinen Irrtum erkannte. Die Architekten, die Chinas Regierung mit den Ikonen der Macht ausstatten, können sich nicht mehr so leicht der Diskussion entziehen, die sie bislang eher unberührt ließ. Sie geht weiter und wird vielleicht jetzt erst richtig spannend.

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Sonntag, 24. Februar 2008
Man kann ihm zwar zustimmen,
aber gleichzeitig finden, dass es sich Meinhard von Gerkan zu einfach macht. Denn die Problematik, ob und unter welchen Umständen Architekten für totalitäre Regime bauen sollen, werden nicht aus dem Weg geräumt, indem man auf andere zeigt, die das gleiche machen. Und schon gar nicht durch den Hinweis, dass einem die Bauherren dieser Länder weniger dreinreden als in Deutschland. Da haben die Herren Herzog und deMeuron ganz andere Erfahrungen gemacht. Vielleicht ist - auch wenn ich im Wesentlichen seiner Meinung bin - oder baut Meinhard von Gerkan einfach viel zu brav und machterhaltend? Dass er sich freut, wenn seine Gebäude als modern, nüchtern, international, transparent gelobt werden, ist verständlich. Aber wollen wir wirklich in Zukunft nach China fahren, um internationale Architektur zu sehen - Einheitsbrei-Architektur, der nationale Charakteristika fehlen? Dann doch lieber Architektur, die im internationalen Wettbewerb bestehen kann - und die auch vom Alten noch genügend übrig lässt. Wir wissen ja, das man in China bei der Erneuerung nicht zimperlich ist. Aber die westlichen Architekten kommen zu ihrem Glück erst nach dem Beschluss ins Land, der mitunter Millionen Menschen ihr Heim und möglicherweise sogar ihre Lebensgrundlage raubt.

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Dienstag, 22. Januar 2008
Machterhaltung: leichter mit Kunstrebellen
Ai Wei Wei meint laut Spiegel Online, dass die positive außenpolitische Wirkung auch der schrillen und kritischen chinesischen Künstler um Vieles größer sei als der innenpolitische Schaden, den sie anrichten könnten. Deshalb würden sie im Moment „Narrenfreiheit“ genießen. Die von der Regierung gewährte Freiheit, so darf man daraus folgern, soll vor allem für gute Stimmung im Ausland sorgen – vermutlich nicht nur, aber besonders vor den Olympischen Spielen. Der Umkehrschluss: Diese größere künstlerische Freiheit ist nur der liberale, die Unterdrückung verbergende Deckmantel, unter dem sich umso besser herrschen lässt.


Architektur ist Politik: Parolenträger im zukünftigen
Nationalstadion in Peking. ©milik


Bedeutet das also, dass unsere exzessive Rezeption chinesischer Kunst, mit der sich gegenwärtig die westlichen Museen schmücken (wie zum Beispiel hier und hier dokumentiert) die repressiven Verhältnisse genauso weiter stützt, wie man es westlichen Architekten vorwirft, deren architektonische Ikonen die Machterhaltung unterstützen?

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