Freitag, 29. Juli 2011
Business as usual auf dem Lande
Ein Abend auf der Art Bodensee
Das Niveau sei ja schlechter als im Vorjahr, jammert eine Galeristin, während ein anderer meint, es würde sich ja ohnehin nur Mainstream verkaufen. Klar, hier ist Provinz. Aber trotzdem ist die Achse zwischen den gar nicht schlechten Kunstmuseen in Bregenz und Vaduz kein kulturelles Niemandsland. Und an der Art Basel ist das Gefälle von großartig zu unwürdig nicht weniger steil. Nur dass dort der Mainstream grosse Namen trägt und jemanden findet, der das auch bezahlen kann und will. In Dornbin sind die Preise auch für den gehobenen Angestellten bezahlbar - egal, ob er Kunst oder Dekoration sucht.
Die Wertentwicklung mag zwar ungewisser sein, aber man sammelt ja nicht der Rendite wegen (und diejenigen, die es doch tun, finden auch Rainer und Itten und sonstwem). Und während an den wichtigen Messen die guten Stücke schon bei den exklusiven Terminen vor Beginn der Messe weggehen, kann man hier sein Entdeckungen auch dann noch kaufen, wenn die Messe längst läuft.


Astrid Bechtold: E.L.5 (Tulpe), C-Print

Astrid Bechtold ist mit ihren abstrakten Blütenfotografien gleich bei zwei Liechtensteiner Galerien zu entdecken (Galerie am Lindenplatz, Vaduz, und EMB Contemporary Art, Triesen). Von Unschärfe geprägt, werden ihre Aufnahmen zu abstrakten, hellen und luftig-diffusen Landschaften. Dazu passen die gleich nebenan hängenden, grossformatigen Bilder von Peter Lang (Galerie Gärtner, Berlin), der die Landschaft Patagoniens abstrahiert, aber vielleicht besser noch die Bilder von Susanne Lyner, (Galerie Mäder, Basel) die wie Pollok Farbspuren legt, aber nicht nur viel bunter, sondern auch wesentlich feiner. Es entstehen filigrane Gewebe auf weissem Grund, unaufdringlich und doch präsent.
Wem das zu dekorativ ist, der kann sich ja die «Figur» betitelte Figur von Thomas Putze (Galerie Z, Stuttgart) holen, die - ziemlich roh - wie eine von Sand, Temperaturschwankungen und Termitenfraß schon ziemlich mitgenommene afrikanische Skulptur wirkt. Wer es doch niedlicher mag, greift zum Himbeereisschwein, die härteren Gemüter zum Kettenhasen.

Das war noch gar nicht alles, aber an der Vernissage hat man ja auch andere Sorgen als alle Entdeckungen aufzuschreiben. Bussi hier und Bussi da, ach wie schön, auch wieder da? Die Art Bodensee ist überschaubar - zwei luftig belegte Hallen, kein Gedränge. Und Galeristen zwischendurch so herrllich deplaziert überkandidelt, dass sie vor lauter Aufgeregtheit und Naserümpfen gar nicht merken, dass sie ihre Künstler aufdrängen wie ein Strukturvertriebler den Rentenversicherungsabschluss.

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