Sonntag, 10. Februar 2008
Egal, vorbei
Der Mann hat eindeutig den falschen Beruf gewählt. Zuckende Bewegungen und wechselnde Lichter sind eben nichts für Epileptiker. Als Autor würde Ian Curtis wahrscheinlich heute noch leben – und vielleicht die Enge des Dorfes und der Konventionen gar nicht spüren. Die haben ihn eingeschnürt, gleichzeitig wollte er nicht ohne sie leben. Der Typ war ein Spießer, unfähig seinen Weg aus der vermeintlichen Idylle zu finden. Hochzeit, Kind, Beamtenjob, aus dem er von seinem Chef gehebelt werden musste, damit er sich auf das konzentriert, was er eigentlich liebt. Vielleicht hätte er einfach noch länger gebraucht, um den Ausgang zu finden, die Tür wirklich hinter sich zuzuschlagen. Doch die Zeit hat er sich nicht mehr gegeben.

Glaubt man dem Film von Anton Corbijn, hat der Joy-Division-Sänger sein Leben und seine Schwierigkeiten ganz offen in seinen Liedern ausgebreitet. Hoffentlich hat der Regisseur da ordentlich geglättet und zurechtgeschraubt. Sonst wäre es nämlich eine Schande – nicht nur für die, die energisch weggeschaut haben müssen, sondern auch für die durchsichtige, unpoetische Transformation von Curtis. Aber die ist kaum vorstellbar.

Egal, vorbei. Der Autor ist tot, aber seine Lieder bleiben. Der Film zelebriert eine schöne Geschichte aus einer eigentümlichen, kalten Welt. Kein Lachen, trist, schwarzweiß. Die Stimmung eher grau. Die Bandmitglieder kommunizieren kaum miteinander, die Beweggründe für einzelne Handlungen werden nicht offensichtlich. Die Geschichte ist da, den Reim darf sich jeder (und jede) selbst darauf machen. Erstklassige Bilder, unprätentiös gespielt, gute Musik sowieso. Das alles hätten wir wahrscheinlich nicht, wenn Ian Curtis den anderen, vielleicht "richtigen" Weg eingeschlagen hätte.

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