Samstag, 19. März 2016
Michail Afanassjewitsch Bulgakow - Der Meister und Margarita
Wieder einmal im Alten gewühlt und einen – auch wenn man nur einen Bruchteil der Anspielungen versteht – köstlichen Text wiederentdeckt. Als Hörspiel äußerst ansprechend umgesetzt, und im Hörspielpool sogar gratis zum Herunterladen.

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Dienstag, 8. März 2016
Unverwüstlich
The John Spencer Blues Explosion in der Roten Fabrik in Zürich (CH)
Das unverwüstliche Trio spielt groß auf, sein zeitloses Konzept verfängt auch nach 25 Jahren.

«Ladies and gentlemen, the Blues Explosion», verkündet Jon Spencer wiederholt zwischen den Stücken. Obwohl er sicher sein kann, dass jeder im Saal weiß, wer hier den Bulldozer mit veredeltem Trash durch die Menge schiebt, gibt er den altmodischen Entertainer. Das ist durchaus passend zu einer Musik, die bereits aus der Zeit gefallen scheint. Doch vielleicht zeigt gerade das, wie zeitlos The Jon Spencer Blues Explosion ist. Und auch wenn die Besetzung – zwei Gitarren und Schlagzeug – längst nicht mehr neu ist, fragt man sich einmal mehr, wofür andere Trios einen Bassisten brauchen.



The Jon Spencer Blues Explosion stehen kompakt auf der Bühne und lassen einen guten Teil der Fläche ungenutzt – fast so, als ob sie sich spüren müssten. Tatsächlich scheinen sie sich praktisch blind zu verstehen. Doch der gedrängte Aufbau versinnbildlicht, dass bei JSBE nichts ausfranzt, dass die Songs ungemein dicht sind und straight ins Publikum gerotzt werden. JSBE prügeln unerbittlich mit dem Rockbrett, knurren den Blues, zitieren Sprechgesang und zeigen in einer ganz kurzen Anspielung, dass sie auch schon atonaler unterwegs waren als jetzt.
Das alles kommt wie eh und je direkt aus der Gosse – ramschige Fundstücke, die Jon Spencer, Judah Bauer und Russell Simins neu sortieren, zu Edeltrash aufhübschen und wuchtig in die Welt hinausdonnern. Im Hintergrund flimmern Filmausschnitte mit Aliens, Zombies und Dracula, tanzen Gogo-Girls und schüttelt ein Skelett rhythmisch seine Knochen. Auch das ist von gestern – und verfehlt seine Wirkung trotzdem nicht. Es fügt sich stimmig in die 'anything goes'-Haltung, die JSBE mit ihrer Musik zelebrieren.

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Sonntag, 28. Februar 2016
Apocalypse im Palace
Wie ein Gewitter ziehen die Nerven durch die kalte Februarnacht. Nach einer berauschten Stunde ist die Luft wieder klar.

Die Bassdrum knochentrocken, hart und düster die Gitarre, einzig der Bass sorgt immer wieder für einen schummrig warmen Lichtstrahl in der Finsternis. Die Nerven präsentieren sich wie ein Schwarzweissbild, das Anton Corbijn in einem heruntergekommenen Londoner Vorort geschossen hat – grobkörnig, verwischt und trotzdem eigenartig deutlich.

Das Trio reiht seine Stücke fast nahtlos aneinander und entwickelt so einen mitreissenden Sog. Der bleibt jedoch auch dann gut akzentuiert, wenn Die Nerven ihre brachialen Klänge zu einem fürchterlichen Grollen ausbauen, das wie ein Soundtrack zu einem Endzeitfilm wirkt.

Es ist zwar weder neu, die Songs Live wesentlich härter zu bringen als auf dem Album, noch sind die Nerven die Ersten, die einen Auftritt mit Rückkoppelungs-Gewitter beenden. Das bleibt, obwohl sie es etwas überdehnen, trotzdem gewaltig. Dass das Gegenstück – die Musik zum 'piano pianissimo' auf das leise Surren aus den Lautsprechern zu reduzieren – nicht funktioniert, ist hingegen nicht der Band anzulasten. Denn obwohl Sänger und Gitarrist Max Rieger mit eindeutigen Gesten um Stille bittet – zerredet das Publikum im St. Gallener Palace die Sequenz, die ein magischer Moment hätte werden können.

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Sonntag, 6. Dezember 2015
Nicht neu, ...
... nicht überwältigend – aber trotzdem nett anzuhören.

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Samstag, 25. Juli 2015
El Zitheracchi – Modernes Raubzithertum
Raubzithertum – das klingt martialisch und evoziert die Rechtlosigkeit und Brutalität eines Thomas von Absberg, dem an der Seite des Götz von Berlichingen kämpfenden 'Schrecken Frankens’. Doch El Zitheracchi ist weniger Haudegen an der Zither als Minnesänger. Und auch wenn der Künstlername wirkt, als habe er zu viele Spaghetti-Western gesehen, spielt El Zitheracchi keineswegs schneller als sein Schatten. Im Gegenteil: Er glänzt nicht durch Virtuosität, sondern durch die feinfühlige Interpretation seiner durchweg ruhigen und melodiösen Kompositionen.
Der Musiker, der sich gerne manieriert hinter der breiten Hutkrempe versteckt, spielt weltoffen, aber nicht folkloristisch. Er integriert unterschiedliche Einflüsse, ist aber auch dann kein plumper Nachahmer anderer Stile, wenn er explizit eine mittelamerikanische Volksweise zupft. Er spielt sich mit dem kontemplativen, siebeneinhalbminütigen "Bavarindi" in Trance, lädt mit der kurzen "Zitheracchi-Suite" zum Tanz, und mit "Schön voran" gelingt ihm ein gefälliger Ohrwurm. Bei den meisten Stücken lässt er sich von einem Musiker begleiten; dann sorgen entweder Bass, Saxofon, Tabla, Djembé und einmal auch ein Hang für eine zusätzliche Klangfarbe, die den jeweiligen Stücken gut tut.

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